I. Erste Baptistengemeinde in Soest, 1854 - 1878

Am 14. September 1859 wurde in Barmen während einer Konferenz die erste Baptistengemeinde in Soest gegründet. Ab 1879 verlieren sich ihre Spuren. Bei ihrer Gründung hatte sie 15 Mitglieder. Die Zahl hielt sich bis 1870. Danach verlor sie durch Abreise oder Auswanderung, durch Tod und Ausschluss mehr und mehr Mitglieder. 1877 hatte sie nur noch zehn. Davon wurden sechs (!) ausgeschlossen. 1878 wird sie noch mit vier Mitgliedern geführt. Danach wird die Gemeinde in Soest nicht mehr erwähnt.

Der Gründer der Gemeinde war L. Schröder, der auch wohl bis zum Schluss Leiter der Gemeinde war. 1860 gab es eine Sonntagsschule mit sieben Kindern. Die Mitglieder kamen aus Soest, Sassendorf, Lohne und Neuengeseke. An diesen Orten bestanden Hauskreise. In den Jahren 1859 – 1866 werden acht Taufen gemeldet. Die Angaben stammen aus dem „Missionsblatt der Gemeinde getaufter Christen“ von J. G. Oncken. (Er gründete die erste Baptistengemeinde 1856 in seiner Heimatstadt Varel.)

Dort schreibt L. Schröder: „Im Jahre 1847 wurde ich durch Sie, lieber Bruder (Anmerkung : gemeint ist J. G. Oncken), getauft und mit mir noch eine Schwester. Erinnern Sie sich noch der seligen Stunde, wie wir nach er Taufe im Walde das theure Bundesmahl feierten, und wie Sie zum lieben Herrn flehten, es möchte eine Zeit kommen, da wir uns nicht so verkriechen brauchten? – Einige Jahre danach ging ich in die Fremde. Vor sechs Jahren (1853) jedoch kehrte ich in meine Heimat (Hamm!) zurück, ließ mich aber nicht daselbst, sondern in Soest nieder. Zwei Jahre sah ich keine Frucht meiner Arbeit; aber ich säete auf Hoffnung und im Jahre 1855 sah ich die erste Frucht. Es war die Frau eines Gendarmes. Sie wurde durch Bruder Ringsdorf am 12.11.1855 getauft. So hat denn der liebe Herr fortgefahren zu segnen, so daß in dieser Zeit 14 getauft sind. Dem Herrn sei dafür gedankt. Allein diese Zeit hindurch gehörten wir keiner größeren Gemeinde an, sondern wurden entweder von Barmen oder Volmarstein aus bedient. Auf der letzten Conferenz in Barmen und mit Zustimmung derselben constituierten wir uns jedoch als eine selbständige Gemeinde (am 14.9.1859). So stehen wir nun da und leben von der Gnade unseres Gottes und bis jetzt hat der liebe Herr uns noch in Liebe und Einigkeit erhalten. Ich hoffe, die theuren reisenden Brüder werden nach diesen Mitteilungen sich daran erinnern, daß in Soest ihrer eine christliche Herberge wartet und uns oft mit ihrem Besuch erfreuen.“ (Missionsblatt Nr.3, März 1860, S.44f. (Archiv des Bundes Ev. Freikirchl. Gemeinden).

In Nr.4/April 1864, S.55 schreibt L. Schröder: „Der sehnlich erwartete Zuwachs ist nicht eingetreten; vielmehr haben wir noch ein Mitglied durch dessen Abreise verloren. Den Leuten wird eingeprägt, wir seien Wiedertäufer, unsere Stifter seien in Münster am Thurme aufgehängt, wir seien das Unkraut, das schon Jahrhunderte gewuchert habe. Solange der Herr nicht Hunger und Durst giebt nach dem lebendigen Worte, solange wird nichts geschehen.“

Schon vor der Gründung der Gemeinde in Soest hatten die Leute um L. Schröder die Aufmerksamkeit der evangelischen Pfarrer in Soest und Umgebung erregt. In den Verhandlungen der Kreissynode finden sich Aussagen über die Baptisten. So erwähnt sie der Superintendent Seidenstücker in seinem Bericht vom 28. Oktober 1858 in diesen Ausführungen: „In der Secte der Baptisten, welche auch in der Stadt Soest Glieder genommen hat, sind aus der St. Pauli Gemeinde in Soest ein erwachsenes Mädchen, das zu den in christlichem Erkennen und Glauben mehr Geförderten der Gemeinde gehörte, in Sassendorf eine Frau, in Lohne eine Frau, in Neuengeseke zwei Mäner und eine Frau trotz der seelsorgerlichen Abmahnungen ihrer Geistlichen übergetreten.“

Am 25. Oktober 1860 heißt es in dem Bericht des Superintendenten :“In Lohne ist wieder eine Person zu den Baptisten übergetreten. Die Kinder der letzteren besuchen übrigens, wie die Schule auch den Religionsunterricht.“

Bis 1865 erwähnen die Protokolle der Synodalverhandlungen noch „Separatisten“, „Dissidenten und „die separatistischen Umtriebe“. Damit könnten auch die Baptisten gemeint sein.

Ganz abgerissen kann die Tradition mit der ersten Baptistengemeinde in Soest nicht gewesen sein. Das Haus der Schwiegertochter L. Schröders am Vreithof in Soest wurde während des 2. Weltkrieges und in der Nachkriegszeit Treffpunkt von Mitgliedern aus der Freien Evangelische Gemeinde und von Baptisten, die der Krieg nach Soest verschlug.